Reizenhain + - www.komotauarchiv.de

Sudetendeutscher Heimatkreis Komotau
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Reizenhain +

Pr- Re
Reizenhain +
1401 - 1955
(Pohranici)

An der sächsischen Grenze, 20 km von Komotau entfernt, lag Reizenhain.  Das Dorf gehörte den Besitzern von Komotau. Als Grenzort nach Sachsen, am Nordhang des Erzgebirges gelegen, und wegen der schönen Waldwege, kamen viele Wanderer dorthin, die in 3 Gasthäusern und mehreren Privathäusern übernachten konnten. Der Gebirgsbahnhof lag auf sächsischer Seite.
Die Pockau und der Assigbach bildeten Begrenzungen des Ortsgebietes. Außer über die Eisenbahn lief der Verkehr über die Reichsstraße Prag- Leipzig und die Bezirksstraße Reizenhain- Kallich. Das Postamt war ursprünglich im sächsischen Reitzenhain, das Pfarramt in Sebastiansberg. Wegen des rauhen Klimas war nur geringfügige Landwirtschaft und Viehzucht möglich. Der gehörte größtenteil zu Komotau, es wurde meist Schleif-und Klotzholz verarbeitet.
Außer der Waldarbeit befaßten sich Frauen und Kinder mit der Herstellung von Klöppelspitzen und Posamenten. Die Schule bestand schon 1790 als Wanderschule. Im Jahre 1883 wurde ein neues Schulhaus erbaut und die alte Schule in ein Armenhaus umgewandelt.

Einwohner 1939: 164

Ortsbetreuer Walter Schmidt hat mit viel Sorgfalt sein Reizenhain ins rechte Licht gerückt. Seine Geschichte dieses untergegangenen Ortes an der Grenze zu Sachsen beweist wiederum, daß Deutsche dieses Gebiet besiedelt haben. Der Heimatkreis dankt Herrn Schmidt für seine nachstehende Ortsbeschreibung.

Über den Ursprung des Ortsnamens sei folgendes mitgeteilt: Im hiesigen Orte stand ein Gasthaus, zubenannt "Der dreizehnte Hahn". Auf der alten Reichsstraße nach Prag standen von Reizenhain aus 13 Gasthöfe, von denen jeder den Namen "Hahn" führte. In Reizenhain, schon an der Grenze gelegen, stand also der dreizehnte Hahn. Davon rührte unzweifelhaft der Name Reizenhain. Im Volksmunde hörte man noch häufig den an die frühere Abstammung anklingenden Namen "Drezenhoh(n)".

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Gruß aus Reizenhain, Gasthaus Malzhaus

Urkundlich im 16. Jahrhundert als Einkehr- Wirtshaus erwähnt. Der damalige Besitzer Hans Christoff Goldammer hatte seine letzte Rate bis 1595 an die "Königliche Stadt Commothau" bezahlt und war nun Eigentümer des Gutes "Reizenhan" mit allen Zugehörungen. Im Stallgebäude waren die Zugtiere untergebracht, die Vorspanndienste für den Fuhrverkehr bis zur sogenannten Ausspanne vor Sebastiansberg leisten mußten. Für diese Dienste waren vom Besitzer oder Pächter Abgaben an die Herrschaft Komotau zu leisten. Nach Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Chemnitz und Komotau im Jahre 1875 verlagerte sich der Warentransport auf der Landstraße immer mehr auf die Schienen.

Nachweis der Ersterwähnung Reizenhains

Im Verkehrsverbot vom 17. März 1401 kann man sinngemäß lesen:

Wir. Wenzel von Gottes Gnaden, Römischer König von Böhmen bekennen und tun öffentlich kund mit diesem Schreiben allen Denen, Die ihn sehen, davon hören oder lesen, das wir auch vormals durch Dienst und Treue Willen und auch durch Besserung Willen der Brüder desselben Ordens in der Stadt Komotau die Straße nach Meißen, die da geht vor dieselbe Stadt Komotau nach Krima, von Krima nach Reiczenstein oder vor den Steinbach nach Wolkenstein und nach Czoppen (Zschopau).
Jedoch durch solche Schäden, die von dieser Straße unsere Lande und unseren Leuten entstanden sind und entstehen werden, so haben wir wohlbedachten Mutes, gutem Rate und rechtem Wissen, dieselbe Straße, die in einer früheren Bewilligung als Handelsstraße von Prag über Komotau und Reizenhain nach Meißen genehmigt war,widerrufen.
Wir legen fest, daß die Straße von Preßnitz nach Kaaden und Saaz und nicht anders verlaufen soll.
Geschrieben zu Prag nach Christigeburt Vierzehnhundert und danach in dem Jahre, des des Donnerstages nach dem Sonntage.
1932- Bau der Wasserleitung. Bei den Schachtarbeiten sind Hufeisen, Kanonenkugeln und Münzen gefunden worden. Diese Fundstücke stammten aus dem 30jährigen Krieg vom schwedischen Heer.
Die neue Volksschule mit Lehrerwohnung, erbaut 1883. Die alte Schule, dem späteren Armenhaus bestand schon vor 1790 als Trivialschule.
Freiwillige Feuerwehr Böhm. Reizenhain.
Das Gründungsjahr war 1899 mit dem 1. Kommandanten Karl Ihl. Mannschaftsstärke 22 bis 25 Wehrmänner mit 2 Hornisten und 2 Sanitätern. Nach 1930 Gründung einer Jugendfeuerwehr. Die gesamte Ausrüstung stammte von der Fa. Flader Pleil- Sorgenthal.
Das neue Forsthaus. Der letzte Förster war Franz Faßl. Am 6. August 1945 wurde er mit seiner Frau Anna in der Nähe des Waldbrünnels von tschechischer Soldateska erschossen und an gleicher Stelle verscharrt.
Gasthaus und Landwirtschaft Max Schaller. Der vormalige Besitzer war Gordian Kühnl. Als Nebenerwerb erteilte er Geigenunterricht. Seine Schüler waren später Mitglieder in der neugegründeten Musikvereinigung im Jahre 1925.
Holzdrechselei Ernst Schwarz Früher eine Mahlmühle mit Bäckerei und Landwirtschaft, unmittelbar am Grenzbach.
Der Bahnhof in sächsisch Reitzenhain. Am 1. April 1872 Beginn der Bauarbeiten der Flöhatalbahn bis Reitzenhain und auf der böhmischen Seite bis zum bereits bestehenden Bahnhof Krima- Neudorf. Am 23. August 1875 konnte der planmäßige Zugverkehr zwischen Chemnitz und Komotau aufgenommen werden und endete Anfang Mai 1945.
Die Eisenbahnbrücke der Bahnlinie Reitzenhain- Komotau.
Das Kriegerdenkmal für die im ersten Weltkrieg Gefallenen. Aufnahme 2001. Einweihung am 18. August 1929. Nach 1945 Gedenkstein vom Sockel gestürzt, Anlage verwüstet. Im Jahre 2001 wurde der Gedenkstein wieder aufgestellt.

Die Opfer unserer Heimatgemeinde im 2. Weltkrieg und der Vertreibung:


Die Gefallenen:

Rudolf Görg in Frankreich
Karl Ihl in Rußland
Erich Weber in Rußland
Fridolin Köllner in Litauen
Franz Schmidt (24) in Rußland
Ernst Richter in Rußland
Rudolf Schmidt in Rußland

Die Vermißten:

Alfred Oehme in Rußland
Herbert Peter in Rußland
Walter Kühnl in Rußland

Nach Kriegsende:

Ermordung des Försters Faßl mit seiner Frau Anna in der Nähe des Waldbrünnels durch tschechische Soldateska.
Folterung des Herrn Morgenstern, an deren Folgen er verstarb. Herr Karl Görg schied mit 82 Jahren freiwillig aus dem Leben. Er wollte lieber sterben, als sein Haus verlassen.
Herr Josef Bartl war im Raffaeli- Zwangsarbeiterlager Komotau inhaftiert. Durch die Brutalität eines Aufsehers erlitt er eine schwere Kopfverletzung und mußte zweimal ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Reizenhain wurde wegen Grenznähe niedergerissen. Es besteht nicht mehr.

Förderverein Mittleres Erzgebirge Komotauer Land e. V.
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