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Naschau +

Kö-Neo
Naschau +
1361 -1982
(Nasi)

Abschrift aus der Heimatkunde des politischen Bezirkes Komotau, herausgegeben vom Deutschen Bezirkslehrerverein "Komotau 1898", sowie teilweiser Ergänzung der Namen, belegt durch handschriftliche Notizen von Otto Rummer, dem Vater des gegenwärtigen Ortsbetreuers. Er war in den Jahren 1938 und 1939 Bürgermeister von Naschau.

Otto Rummer, Ortsbetreuer von Naschau, hat für Sie die Historie und einen Rundgang durch Naschau zusammengestellt. Der Heimatkreis Komotau dankt ihm für seine mit viel Liebe und Sachkenntnis zusammengetragenen Beweise für die Existenz des untergegangenen Ortes Naschau.

Nescha- Nayscha- Neusse- Nimschuh führten zum Namen Naschau. Der Ort lag auf einer  Breite von 50°24´und einer Länge von 13°22´75 und 293m über N.N.
Naschau am rechten Ufer des Saubaches gelegen, war vom Jahre 1367 an ein Schoßgut Kaaden und stets in Besitz von Kaadner Bürgern. Ein Teil am rechten Ufer des Baches  gehörte den Fürsten Lobkowitz von Hassenstein. Die Besitzer wechselten ab Friedrich von Schönburg über die Lobkowitze, die Herren von  Wildbach, die von Weitmühl, über die Steinbachs und die Martinize bis zur Herrschaft Hagensdorf. Seit dem Jahre 1615 blieb das Dorf unter einem Grundherren vereint.
Die Gemeinde war von 1850 bis 1892 mit Retschitz verbunden. Der erste Gemeindevorsteher (Bürgermeister) war Johann Merker, die Post war in Deutsch Kralupp, die Gendarmerie in Priesen und die Schule in Retschitz. Ein Friedhof existierte zwischen Naschau und Retschitz, auf dem auch die Verstorbenen von Prahn ihre letzte Ruhe fanden.
Verheerende Folgen brachte eine nächtliche Überschwemmung am 10. September 1896, welche Hunderte von Fremden zur Besichtigung anlockte. Von allen Seiten gingen Spenden zur Milderung des großen Elendes ein.
Die klimatischen Verhältnisse waren günstig für die Landwirtschaft, für Ackerbau, Viehzucht von Rindern, Schweinen und Geflügel. Hopfenanlagen brachten gute Ernten. Braunkohle hat man in der Theresienzeche (Britannia Werke) gefördert. Dieser Betrieb wurde 1922 stillgelegt, der hohe Schornstein 1923 niedergerissen. Außerdem bestanden noch der Graf Tun- Schacht, der Humbold- Schacht und der Josefi Schacht.
Im Ort befand sich eine im Jahre 1767 erbaute Kapelle mit Glocke.
Die Gründung einer Feuerwehr erfolgte 1892. Das Feuerwehrhaus wurde 1914 erbaut. Der erste Kommandant war Ludwig Plitzner.
Seit 1890 gab es ein "Landwirtschaftliches Casino für Naschau und Umgebung".   68 Mitglieder gab es bei der Gründung. Obmann war ebenfalls Ludwig Plitzner. Dem "Vieh- Versicherungsverein" stand er ebenfalls seit 1893 vor. Für die Armen des Ortes wurde 1877 ein Armenhaus erbaut, für welches ein Armenfond bestand.
Zahlreiche Kreuze und Säulen säumten den Weg. Erwähnt seien nur einige:
Eine Säule am "Kaadner Weg" aus der Zeit des Protestantismus, renoviert von Josef Stranka 1898.
An der Sporitz- Naschauer Straße ein Kreuz errichtet von Thaddäus Mauersberger.
Im Körbitzer Weg ein Kreuz, errichtet von Josef Rödel 1797.
Ein solches "am Berge" errichtet von Josef und Theresia Herglotz 1838.

Im Ort waren:

Ein Kolonialwarenladen: Tinter Karl.
Eine Schmiede: Scheer Josef  und Schwiegersohn  Olbert Franz.
Eine Wagnerei: Sölch Eduard.
Eine Mühle: Landwirt Gaube Karl.
Eine Gastwirtschaft: Wocker Karl, vorher Schmiedl Karl.
Zwei Schuhmacher: Rummer Josef und Heinz Karl.
Ein Friseur: Heinz Franz.
Die Bauern hießen: Albl Josef, Baier Josef, Böhm Franz, Gruß Josef, Heinz Ludwig, Heger Karl, Löffler Josef, Merker Hugo, Mauersberger Emma, Olbert Walter, Pfitzner Ludwig und Bertl Eduard, Ing. und Landwirt aus Karlsbad.
3 Maurer, 2 Zimmerleute, 16 Bergleute und 3 Schlosser.
Oben links das Anwesen Plitzner Ludwig, rechts das Gasthaus Wocker Josef, davor meine Mutter Rummer Marie und Becher Fanni, dahinter der Dorfteich. ganz oben rechts das Anwesen Bertl Ludwig.
Vorne oben: Wohnhaus Raab Karl, unten der Saubach, gegenüber der Kaufladen Tinter, danach die Straße nach Retschitz und Prahn (Baumallee), gleich rechts an der Straße die Häuser Liewald und Malz.
Straße nach Retschitz,ganz links Haus Liewald Karl, Malz Alex, und mein Elternhaus Rummer Otto, daneben die Wagnerei Sölch Eduard, die aber 1968 nicht mehr existierte. Die Häuser sind in den dreißiger Jahren erbaut worden.
Im August 1945 wurden die meisten Bewohner nach Mülverstedt in Thüringen vertrieben. Die letzten Deutschen aus Naschau fanden verstreut in West- und Ostdeutschland ihre neue Heimat.
Der Ort Naschau fiel Anfang der achtziger Jahre dem Braunkohle- Abbau zum Opfer.

Einwohner 1939: 217
Förderverein Mittleres Erzgebirge Komotauer Land e. V.
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