Weihe der Kapelle
Se- Sto
						 
						Kapelle in Stolzenhan/Pysna bei der Wiedereinweihung am 11.5.2019
Patronin des Erzgebirge
Am  11. Mai dieses Jahres hatte das unweit von Görkau / Jirkov gelegene  Gebirgsdorf Stolzenhan / Pysna seinen großen Tag. Nach umfänglichen  Renovierungsarbeiten wurde die in der Ortsmitte befindliche Kapelle in  einem feierlichen Eröffnungsakt erneut ihrer Bestimmung übergeben. Die  religiös geprägte Feier erhielt ihren Glanz durch Exzellenz Mgr. Jan  Baxant, Bischof von Leitmeritz / Litomerice, der mit weiteren hohen  Geistlichkeiten aus Oberleutensdorf / Litvinov und Görkau eine heilige  Messe zelebrierte. Nach dem Segen am Ende des Gottesdienstes erinnerte  der hohe Geistliche daran, daß das kleine Gotteshaus unter dem Schutz  der Jungfrau Maria stehe. Die Gottesmutter sei nun fortan die Patronin  des Erzgebirges. Bischof Baxant bediente sich in seinen begeisternden  Schlußworten übrigens auch der deutschen Sprache.
Bereits  im November vergangenen Jahres erhielten wir von Herrn Otto Macak,  einem deutschböhmischen Bewohner Stolzenhans, die Nachricht von der  Erneuerung der Dorfkapelle verbunden mit der Einladung, an der  Festveranstaltung teilzunehmen. Als uns wenig später auch Frau Hedwig  Gemmrig bat, die Heimatgruppe Mittleres Erzgebirge dabei zu vertreten,  stand unser Entschluß zur Mitfeier fest. Mit dreien unserer Kinder sowie  unserer Base mit Sohn und Begleitung aus Hessen bildeten wir  schließlich eine stattliche achtköpfige Besuchergruppe.
Herr  Otto Macak hatte ebenso gründlich vorbereitet wie seinerzeit vor acht  Jahre, als wir das großenteils mit unseren Mitteln wieder hergestellte  Kriegerdenkmal Stolzenhans enthüllten. Diesmal wirkten mit die  Jagdhorn-Bläsergruppe Halali aus der Kulturschule Jirkov, die  Scharfschützengemeinschaft aus Chomutov / Komotau, die Gesangsgruppe der  Kirche des heiligen Ägidius und die Altböhmische Blasmusik, beide aus  Jirkov.
Unter den  vielen Gästen trafen wir auch den früheren Museumsdirektor von Komotau,  Herrn Stanislav Ded, ein häufiger Besucher auch der Treffen unserer  Volksgruppe in Erlangen oder bei den Sudetendeutschen Tagen.
Nur  wenige ständige Bewohner zählt jetzt das ehemalige Stolzenhan. Schmucke  Zweitwohnsitze bestimmen nunmehr das Erzgebirgsdorf. Die  Gemeindeverwaltung Vysoka Pec / Hohenofen, die für den Ortsteil Pysna  zuständig ist, hat durch verschiedene Verschönerungsarbeiten dazu  beigetragen, den Ort aus dem Kranze der Gebirgssiedlungen herauszuheben.  Ein erhebliches Verdienst daran gebührt dem langjährigen Starosta /  Bürgermeister Milan Capec, der auch im Rahmen der Kapellenfeier begrüßte  und "sich nicht zu schade" war, Bänke für die überraschend vielen  Mitfeiernden eigenhändig aufzustellen. Wir bemerkten sein gewinnendes  Wesen bereits damals bei der Enthüllung "unseres" Kriegerdenkmals, das  mit der Heimatvertreibung der rund 300 früheren deutschen Dorfbewohner  ein vorläufiges Ende gefunden hatte. Allerdings wäre ohne unseren  kulturellen Platzhalter Otto Macak in Stolzenhan Vieles nicht möglich  geworden.
So hat also  die heilige Maria sichtbar wieder Einzug gehalten dort, wo für uns die  Welt am schönsten ist. Daß dies ausgerechnet im Marienmonat Mai geschah -  war es ein Zufall? Einer der Gäste hatte das Zusammentreffen von Zeit,  Patronin und Heimat vorausgeahnt. Es war Herr Jürgen Schmidt vom  Freundeskreis Görkau, jetzt wohnhaft in Dresden. Aus seiner Tasche zog  er das Angelusgebet in heimatbezogener Fassung und betete es mit uns im  Innern der Kapelle: Überraschende Krönung der Einweihung des kleinen  Gotteshauses im mittleren Erzgebirge
Hans und Gertrud Schmitzer
___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________
Jürgen Schmidt, GFK,
Text und Foto, Mai 2019
Von der ehemaligen deutschen
						 Bevölkerung des Dorfes konnten wegen des Alters nur wenige anwesend 
						sein. Begrüßt wurde besonders die Familie Schmitzer, die Nachfahren des 
						ehemaligen Besitzers vom Dorfgasthof. Unter den etwas mehr als 100 
						Anwesenden befanden sich auch einige andere Gäste aus Deutschland. 
						Leider war es nicht erwünscht, dass seitens der Vertriebenen ein 
						Grußwort oder ein Dank an die Unterstützer und Organisatoren der 
						Kapellenrenovierung öffentlich ausgesprochen wird. Mit einiger Mühe 
						gelang es allerdings, nach dem Gottesdienst mit ein paar wenigen 
						Deutschen in der Kapelle das Angelusgebet bzw. den „Engel des Herrn“ zu 
						beten. Als Gruß vom Görkauer Freundeskreis brachte Jürgen Schmidt dieses
						 Gebet, in einen Bilderrahmen gefasst, dann in der Kapelle an. Wenn nun 
						Wanderer, Touristen oder Heimatleute diese schöne Kapelle besuchen, 
						können sie dieses alte Gebet sprechen, wie es daheim beim Läuten der 
						Glocke Brauch war.
 
						 
						 
						Zur Einweihung der Kapelle in Stolzenhan/Pysna nach ihrer Restaurierung
(Samstag, 11.5.2019)
Hochwürdiger Herr Bischof
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die
						 ehemaligen Bewohner von Stolzenhan/Jetzt Pysna sind froh und 
						dankbar,daß ihre ehrwürdige Kapelle in neuem Glanz erstrahlt. Ich 
						spreche nicht nur für die früheren Bewohner, sondern auch für die 
						Heimatgruppe Komotau -Mittleres Erzgebirge. Meine Base und ich 
						verbrachten die Kindheit in diesem schönen Ort. Jetzt wohnen wir in der 
						Bundesrepublik, besuchen aber häufig den Ort glücklicher Kinderjahre. 
						Vor einigen Jahren sorgten wir dafür, daß das Denkmal an die Kriegstoten
						 des Weltkrieges 1914 bis 1918 in würdiger Form wieder hergestellt 
						wurde. Die Gemeinde Hohenofen/jetzt......................... hat sich an
						 dieser Restaurierung in dankenswerter Weise beteiligt.
Die
						 Bürger von Stolzenhan erbauten vor mehr als 100 Jahren diese Kapelle, 
						vor der wir stehen. Die Bewohner von Stolzenhan wollten damals ein 
						kleines Gotteshaus in ihrer Gemeinde haben, denn die zuständige 
						Pfarrkirche befand sich in Göttersdorf / jetzt Bolibor und war doch 
						ziemlich weit weg. Das Glöcklein der Kapelle läutete zu Abend, wenn die 
						Sonne unterging. Für die arbeitenden Menschen war dies ein Zeichen, die 
						Arbeit zu beenden, das Werkzeug nieder zu legen und den lieben Gott für 
						den zu Ende gehenden Tag zu danken. Der berühmte Dichter und Sänger des 
						Erzgebirges, Anton Günther, hat dies in seinem Lied vom Feierabend/konec
						 prace so geschildert:
Und übern Wald ein Vögelein
fliegt zu seinem Nestel zu.
Vom Berg herüber ein Glöckchen klingt.
Das mahnt legt euch zur Ruh.
Es ist Feierabend, ist Feierabend,
das Tagwerk ist vollbracht.
Es geht alles seiner Heimat zu,
ganz sachte schleicht die Nacht.
Das Leben unserer Vorfahren ergreift uns tief.
Wenn
						 wir an sie denken, dann wissen wir auch um ihre letzte Ruhestätte, die 
						nur 200 Meter von dieser Kapelle entfernt im Walde liegt, der den 
						Friedhof von Stolzenhan überwuchert hat. Der tägliche Klang des 
						Kapellenglöckleins begleitete ihr Leben.
Sehr
						 geehrte Damen und Herren! Sie sind hier und heute versammelt, weil Sie 
						Ehrfurcht und Dankbarkeit empfinden. Der tägliche Klang der 
						Kapellenglocke wird Sie auch an die Vergänglichkeit des irdischen Lebens
						 erinnern und Ewigkeit bei Gott suchen.
Wir
						 ehemaligen Bewohner von Stolzenhan danken allen, die sich um unsere 
						Kapelle verdient gemacht haben. Herr Mazak war der nimmermüde Kopf 
						dieser Gruppe wohlwollender Menschen, die von der Gemeindeverwaltung / 
						obecni urad kräftig unterstützt wurden. Unseren Dank erweitern wir mit 
						dem Wunsch auf Gottes Segen und den alten Gruß der Bergleute im 
						Erzgebirge: Glück auf!
Gertrud Schmitzer
								 
						 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
